Appell an den Reichstag
Eine Ballade
vom Appell Villons an den Reichstag
¶ Als man den Galgen mir hat zudiktiert, da hab ich an den Reichstag appelliert Denn jedes Tier, das hier auf Erden kraucht, hält seinen Kopf nicht zum Vergnügen still, wenn ihm ein Bösewicht ans Leder will; da wirst du ganz gehörig angefaucht Und ich, ich soll in diesem kalten verfluchten Hundeloch den Schnabel halten ?
¶ Wär ich ein feiner Herr in Gold und Samt, dann hätt mich kein Gericht zu der Tortur verdammt. Ich habe oft für einen guten Witz mich in den Dreck aufs Hinterteil gesetzt Doch wenn der Henker jetzt mein Fleisch zerfetzt mit Schrauben, und mit Nadeln lang und spitz, an Ketten, die mich in der Schwebe halten: da soll ich mäuschenstill den Schnabel halten?
¶ Und hätte ich im Kopf nur Häcksel drin, und wär ich dümmer noch, als ich schon bin : den Schädel soll man mir in Stücke haun, wenn ich nicht mit dem letzten Atemzug noch protestier, daß man mich grundlos schlug Und wenn der Henker winkt, und wie ein Zaun Soldaten ihre Eisenlanzen halten: soll ich da wie ein Stein den Schnabel halten?
Notwendige Nachschrift
Ihr seht: ich habe nicht vorbei gezielt mit meinem Wisch. Denn hätte ich verspielt, wär schon ein Strauch aus meinem Bauch herausgewachsen, oder Bitterlauch. Drum soll man nie vor den Gewalten der Hohen Obrigkeit den Schnabel halten.
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