Die Zuhälterballade

Die Zuhälter-Ballade von Villon und seiner dicken Margot

¶ Da regen sich die Menschen auf, weil ich mit einem Mädchen geh, das sich vom Strich ernährt, und meine Wenigkeit dazu. Ich hab die kleine Kröte schrecklich gern, bürst ihr die Kleider, putz ihr auch die Schuh, damit die Offiziers und Kammerherrn sich wie im Himmel fühlen, in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

¶ Ich bleibe immer vornehm und diskret und warte, bis die Kundschaft wieder geht. Dann zähl ich schnell die blanken Taler nach (und wehe dir, Margot, wenn einer fehlt!) und frag, was ihr der Herr noch sonst versprach. Zuweilen wird auch einer abgekehlt, weil er sich heimlich drücken wollte aus dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

¶ Mitunter nag ich auch am Hungertuch bei meinem schwarzen Schwan, wenn der Besuch ins Stocken kam. Natürlich hat sie schuld und muß jetzt Wäsche, Schmuck und Seidenkleid versetzen gehn. Mein Gott, die schönste Huld hört auf, hat man kein Geld zur rechten Zeit. Ich muß ihr oft das Fell versohlen in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

¶ Dann hat sie mich so lieb wie vorher nie und schnurrt und wetzt ihr Maul an meinem Knie. Ein Glück, daß ich noch auf der Höhe bin und ihr ein Liedchen trillern kann wies alle hundert Jahr nur einem Mann so gut gerät. Es hat auch wenig Sinn, mit seinem Überfluß zu geizen in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

Und dieſes Anhängsel zur freundlichen Aufmunterung:

¶ Nun merkt es euch, wenn ihr für eine Nacht ein Mädchen sucht, das alles mit euch macht —: Ihr Herrn, dann seid ihr uns willkommen in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

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