Nachschrift, mein Begräbnis betreffend

Notwendige Nachſchrift, mein Begräbnis betreffend

¶ Da ich nun doch zur Erde wieder faulen muß, aus der ich einmal grün nach oben schoß: so möchte ich in Saint Avayl begraben sein. Ich habe dieses Nest vor Jahren schon mir auserwählt. Es ruht dort auch mein Sohn Armand, der leider nur mit einem Bein zur Welt kam, und am vierten Tage sich vom Herrn versetzen ließ nach cinem andern Stern.

¶ In dem besagten Dörfchen also soll man mir die Grube machen, wenn ich hier krepier. Und wenn es möglich ist, soll einen Plaumenbaum man mir zu Füßen pflanzen. Um des Himmels willen aber kei­nen Block

aus Marmor auf den Schädel tun… Mein Rock war viel zu sauber für den Schaum der sogenannten Ehre. Außerdem wärs auch zu schade für den schönen Lehm.

¶ Auf einem grauen, nicht zu kleinen Stein vom Feld gleich nebenan, soll kurz und klar geschrieben sein, wer unten fault und was er so im Leben war. Nur nicht mit goldnen Lettern etwa, nein, nehmt Ruß mit Teer vermengt für diesen Schmuß. Dann wird vielleicht im Jahr Zweitausend nach des Herrn Geburt die Welt noch wissen, wie Villon gedichtet hat, gestohlen und gehurt.

¶ Schreibt einfach so—: „Hier unten ruht bei Wurm und Mist, besiegt von Suff und Weiberlist, ein armer Teufel, ein Vagant, Francois VILLON genannt. Er hatte nicht einmal ein eigen Dach sein Lebtag überm Kopf gehabt. Er schritt dahin: zerbeult und abgeschabt, den Fürsten zum Gespött, den Spießern zum Verlach. Er gab den Armen hin, was er besaß, und gibt sich jetzt dem Wurm noch hin zum Fraß.‟

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