Villon – Balladen und Lieder
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Die Räuberballade

Die Räuber Ballade vom roten Coquillard

¶ Mit seinem alten Hut schief im Gesicht, und mit dem Messer in dem Gürtel drin und auch nicht immer ganz im Gleichgewicht: (das kam vom Rum und dem verluchten Gin) Das war Pierre, der rote Coquillard, der führte die Soldaten an der Nas herum. Und weil er überall und nirgend war, da nahm ihm das Gericht die ganze Sache krumm.

¶ Er konnte keine Hure weinen sehn und nahm sie mit, wenn er zum Fischen ging. Nur in die Kirche ließ er sie alleine gehn und drehte irgendwo ein neues Ding. Doch hat er keinem Armen was geraubt, weil er nur scharf auf Taler und Dukaten war. Und wer euch diesen Spruch nicht glaubt, dem sagt: das war Pierre, der rote Coquillard.

¶ Und als er unser Räuberhauptmann war mit dem Gesicht voll Narben kreuz und quer und auf dem Schädel keine Spur von Haar: da wurden uns die Taschen nicht mehr leer. Da waren wir die Herren in der Stadt und tanzten jede Nacht in der Matrosenbar. Und wenns die Polizei erfahren hat, dann war er nicht mehr da, der rote Coquillard.

¶ Sie sagten, daß es in der ganzen Welt nicht einen Schurken gäbe, der ihm gleicht. Und haben sich für unser gutes Geld den faulen Bauch gehörig aufgeweicht. Das hat dem Henker längst nicht mehr gepaßt, er saß allein im Wald bei seiner Rabenschar. Da lud er selber sich bei ihm zu Gast so, wie er war, Pierre, der rote Coquillard.

¶ Er hat das scharfe Richtbeil angesehn und auch das Rad, da war der Wurm schon drin. Da wollten ihm die Augen übergehr, das kam vom Rum und dem verfluchten Gin. Und ließ sich ruhig binden mit dem Strick, weil auch der Henker nur ein armer Schlucker war. Und als er ihm entzwei brach das Genick, da war einmal Pierre, der rote Coquillard.

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