Villon – Balladen und Lieder
  • Villon – Balladen und Lieder
  • François Villon, sein Leben und sein Werk
    • Notwendige Anmertung
  • Eine Ballade für den Hausgebrauch im Winter
  • Die Sommerballade
  • Eine Trauerballade für Cylaea
  • Die Ballade von den drei Landsstreichern
  • Vierzeiler an Margot
  • Eine Ballade für Mira
  • Eine kleine Ballade für Florestan
  • Die Ballade von den Frauen des Altertums
  • Die Ballade von den Vogelfreien
  • Die Ballade vom schlechten Lebenswandel
  • Die Ballade von der schönen Stadt Moorah
  • Eine kleine Liebesballade für Jeanne Cul de Quée
  • Eine verliebte Ballade für Ysabeau d'Aussigny
  • Die Ballade von den schönen Frauen von Paris
  • Die Ballade von den drei Coquillards
  • Die Ballade vom Wohlergehn
  • Die Ballade an den König
  • Die Ballade von der Klempnersfrau
  • Die Ballade einem Barbier
  • Ballade von dem Mädchen, die keinen Mann mehr finden
  • Die Ballade an den Herzog von Burgund
  • Die Ballade von der Unzufriedenheit
  • Die Liebesballade für Leylah
  • Die Zuhälterballade
  • Die Räuberballade
  • Das kleine Testament
  • Die Bettelballade für Jean Cotart
  • Vierzeiler
  • Appell an den Reichstag
  • Die Ballade von den Galgenbrüdern
  • Kleine Ballade von der Mäusefrau
  • Die Galgenballade
  • Ballade um Verzeihung
  • Die Marienballade
  • Das Große Testament
  • Nachschrift, mein Begräbnis betreffend
  • Grabgebet
  • Kleine Bibliographie
  • Inhaltsverzeichnis
Powered by GitBook
On this page

Die Ballade von den drei Landsstreichern

¶ Sie kamen alle drei von Flandern her, der Jean, der Jack und Nicola. Der Pflaumenbaum warf keinen Schatten mehr und auf dem Feld war schon der böse Winter da. Sie haben sich im Feld ein Feuer angemacht, und, weil grad wer vorüberkam, ihn umgebracht.

¶ Der Jude wog wohl tausend Taler schwer. Im roten Feuer auf dem Winterfeld: sie machten ihm noch schnell die Taschen leer und stritten sich nicht lange um das Geld. Es waren ihrer drei, als das geschah, der Jean, der Jack und Nicola.

¶ Der Winter ging mit Schnee und Eis dahin, und mitten in dem eingeschneiten Feld, da lag ein toter Jude drin und schrie nach seinem Geld Ein roter Mond war auch dabei, als ihn zum Spaß das Messer gleich im Halse saß.

¶ Das Eis zerschmolz, und Jean und Jack und Nicola, die schmolzen auch in Glück und Branntwein hin. Sie wußten nicht, daß es der Mond war, welcher sah, wohin der Jude fiel, und wer sich am Gewinn beteiligt hat. Es schien der Mond die lange Nacht so rot, und hat es an den Tag gebracht.

¶ Der Jean, der Jack und Nicola: als sie den Henker sahen groß und rot: sie wußten wohl, was ihrem Hals geschah und wollten doch so jung nicht in den Tod. Es hat kein Schrein, kein Beten was genutzt, der Sarraß hat die Rüben weggeputzt.

¶ Und als der Mond darauf zum Juden kam, wuchs schon ein Baum ihm aus dem Leibe raus Mit seinen schwarzen Armen nahm er sie hinunter in das Wurzelhaus, die drei geköpfien Brüder da: den Jean, den Jack und Nicola.

¶ Ich habe dieses Stück mir nicht zum Zeitvertreib für lange Winternächte ausgedacht. Ich weiß nur, daß mein armer Leib vielleicht die gleiche Winterreise macht, wie Jean und Jack und Nicola. Im roten Mond hat manchem schon das Herz geklopft nach einem kleinen Mord. Und wenn es niemand sah, hat man sich auch die Taschen vollgestopft.

PreviousEine Trauerballade für CylaeaNextVierzeiler an Margot

Last updated 6 years ago